Modernising Legal Education (MELE)


 

EU vergibt Erasmus-Prestigeprojekt "Strategische Partnerschaft" an das Europa-Institut der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität des Saarlandes und fördert das Projekt "Modernising European Legal Education" (MELE) des Europa-Instituts mit rund 450.000€ über einen Förderzeitraum von 3 Jahren.

Gemeinsam mit acht weiteren europäischen Partnern, den Universitäten von Belgrad (Serbien), Zagreb (Kroatien), Skopje (Nordmazedonien), Cadiz (Spanien), Vilnius (Litauen), Groningen (Niederlande), der Regent’s University London (Vereinigtes Königreich) sowie dem South Eastern European Law School Network, erhielt das Projekt "Modernising European Legal Education" von Prof. Dr. Thomas Giegerich, Direktor des Europa-Instituts, die Förderzusage der Europäischen Unionfür das Projekt "Modernising European Legal Education" (MELE). "Wir sind sehr erfreut, dass die Auswahlkommission unseren Projektantrag und die dahinterstehende Idee als innovativ und förderfähig befunden hat. Gemeinsam mit unseren Partnern sehen wir der spannenden und wichtigen Arbeit in den nächsten drei Jahren mit Vorfreude entgegen", so Prof. Dr. Thomas Giegerich, Leiter des Projekts.

Ziel des Projektes ist es, junge Studierende der Rechtswissenschaft für den europäischen Arbeitsmarkt vorzubereiten und mit dem nötigen interdisziplinären und grundlegenden Rüstzeug für eine digitale und vielfältige Zukunft auszustatten.

Projekt-Webseite mele-erasmus.eu

TPM Zagreb (29. - 30. Juni 2023)

Das letzte transnationale Projekttreffen fand vom 29. bis 30. Juni 2023 in Zagreb statt. Das Treffen wurde genutzt, um das Wissen und die Projektergebnisse über innovative Lehrmethoden in der juristischen Ausbildung zu erweitern. Insgesamt 23 Teilnehmer:innen waren während der zwei Tage anwesend. Die Tagung begann mit zwei Vorträgen hochrangiger Gäste - Przemyslaw Kubiak von der Universität Lodz und der Polish Law Clinics Foundation und Paul McKeown von der Northumbria University und dem European Network for Clinical Legal Education. Beide sprachen über die Bedeutung der Vermittlung praktischer juristischer Fähigkeiten an Jurastudierende und konzentrierten sich dabei besonders auf den Wert und die Bedeutung der Law Clinic Ausbildung. Im Anschluss an die beiden Vorträge wurden die Ergebnisse der IO3 - Method Toolbox vorgestellt. Alle Untergruppen (Fallstudien, Simulationen, klinische juristische Ausbildung, Moot Courts) befinden sich in der Endphase und können demnächst auf der MELE-Website veröffentlicht werden. Die Sitzung am Freitagmorgen diente der Behandlung von Fragen des Projektmanagements, wobei der Schwerpunkt auf der Abschlussberichterstattung und weiteren Projektaktivitäten lag.

Am 29. Juni 2023 wurde im Anschluss an das TPM eine Multiplikatorenveranstaltung organisiert. Um die Ergebnisse des MELE-Projekts zu präsentieren, aber auch um das Thema der praktischen juristischen Ausbildung weiter zu vertiefen, wurde eine Multiplikatorenveranstaltung in Form eines Round Table Gesprächs "Theorie und Praxis: Die Bedeutung der Zusammenarbeit in der Ausbildung zukünftiger Juristen" organisiert. Neben den Projektpartner:innen nahmen insgesamt 32 Teilnehmer:innen an der Veranstaltung teil (Vertreter:innen des Obersten Gerichtshofs, des Obersten Handelsgerichts, des Handelsgerichts in Zagreb, des Stadtgerichts in Zagreb, Rechtsanwält:innen, Unternehmensjurist:innen, NGOs und Wissenschaftler:innen). Prof. Dr. Thomas Giegerich und Dr. Mareike Fröhlich erläuterten die wichtigsten Ziele und Ergebnisse des Projekts, gefolgt von einem Überblick über die praktischen Kurse an der Juristischen Fakultät der Universität Zagreb (durch Prof. Opačić) und einer moderierten Diskussion. Während des Gesprächs wiesen die Teilnehmer:innen auf folgende Punkte hin:

  • Es gibt heutzutage viele Möglichkeiten, sich in der praktischen juristischen Ausbildung zu engagieren (mehr denn je)
  • es gibt noch Spielraum für den Ausbau der Zusammenarbeit, z. B. durch die gemeinsame Durchführung verschiedener Simulationen oder die Organisation strukturierter Praktika
  • Studierende verfügen zwar über bessere Soft Skills, aber es mangelt ihnen an Selbstvertrauen und manchmal auch an Eigeninitiative, weshalb sie ermutigt werden sollten, ihre eigene Meinung frei zu äußern
  • die praktische juristische Ausbildung sollte bereits im ersten Studienjahr beginnen und nicht erst später im Studium
  • das Verständnis für den Wirtschaftssektor und den finanziellen Hintergrund sollte nicht unterschätzt werden
  • Im Hinblick auf den Erwerb von Soft Skills sollte der Schwerpunkt nicht nur auf dem Recht liegen, sondern auch auf dem breiteren sozialen und wirtschaftlichen Hintergrund, wobei es wünschenswert ist, dass die Studierenden auch Kenntnisse aus anderen Disziplinen (Soziologie, Sozialpsychologie etc.) erwerben
  • Dozent:innen sollten auch in Pädagogik und Andragogik (Erwachsenenbildung) ausgebildet werden
  • Vielleicht ist eine geringere Anzahl von (motivierten) Studierenden erforderlich, um den Prozess des Erwerbs praktischer juristischer Fähigkeiten zu erleichtern
  • die juristischen Fakultäten sollten nicht nur auf die Praxis, sondern auch auf die Gemeinschaft und die Nutzer des Rechtssystems ausgerichtet sein

Am 10. und 11. Mai 2023 fand an der Juristischen Fakultät der Universität Belgrad ein Seminar für Doktorand:innen als Verbreitungsmaßnahme im Rahmen des MELE-Projekts statt. Es wurde in einer Mischform abgehalten und vom Institut für Rechts- und Sozialwissenschaften und dem Zentrum für soziologische und juristische Forschung der juristischen Fakultät der Universität Belgrad organisiert. 20 Doktorand:innen aus 7 verschiedenen Ländern nahmen an dieser zweitägigen Veranstaltung teil. Das Kolloquium umfasste Workshops mit dem Ziel, die Teilnehmenden mit einigen hilfreichen administrativen und technischen Instrumenten vertraut zu machen, die im Rahmen des MELE-Projekts entwickelt wurden, um ihre Produktivität und ihr Arbeitstempo zu erhöhen. 

Marija Vlajković und Valerija Dabetić vom Team der Universität Belgrad stellten die Funktionsweise des MELE-Projekts anhand der Ergebnisse vor, die in den letzten drei Jahren während der Projektlaufzeit mit dem Hauptziel der Modernisierung der Lehrmethoden in der juristischen Ausbildung erzielt wurden. Sie erläuterten die Bedeutung der Umfrage über die Vermittlung von transversalen Kompetenzen in der juristischen Ausbildung, um festzustellen, wo genau Fortschritte bei der Modernisierung der juristischen Ausbildung erforderlich sind. Marija und Valerija kündigten an, dass der Online-Kurs für Academic Skills im europäischen und internationalen Kontext, der Teil des intellektuellen Outputs 2 war, Teil der Moodle-Plattform der Universität Belgrad werden soll, so dass unsere Studierenden auch direkt von den Online-Kursen profitieren können. Schließlich stellten Marija und Valerija kurz ihr Forschungspapier mit dem Titel "Building Transversal Skills and Competences in Legal Education" vor, das Teil des intellektuellen Outputs 4 sein soll - eine Veröffentlichung von Artikeln "Law and beyond", die die Verbindungen von Querschnittsthemen für die juristische Lehre und Forschung erläutert und neue Forschungsfelder für Rechtswissenschaftler:innen eröffnet. 

Die Präsentation schloss mit der Botschaft, dass Projekte wie MELE, die darauf abzielen, das juristische Wissen zu erweitern und die juristische Ausbildung für einen modernen interdisziplinären Ansatz zu öffnen und sowohl Dozent:innen als auch Studierende einzubinden, um ein produktiveres Lernumfeld zu schaffen, eine Notwendigkeit für die juristischen Studien des 21. Jahrhunderts sind.

Laufzeit: 3 Jahre, 01.09.2020 bis 31.08.2023
Förderprogramm: Eramus+, KA203 Strategische Partnerschaft
Fördersumme: 423.388,00€
Konsortium:

  • Universität von Belgrad, Rechtswissenschaftliche Fakultät (Serbien)
  • Universität von Zagreb, Rechtswissenschaftliche Fakultät (Kroatien),
  • Ss. Cyril and Methodius University in Skopje, Iustinianus Primus Faculty of Law (Nordmazedonien),
  • Universität von Cadiz, Rechtswissenschaftliche Fakultät (Spanien),
  • Mykolas-Romeris-Universität in Vilnius, Rechtswissenschaftliche Fakultät (Litauen),
  • Rijksuniversiteit Groningen, Campus Fryslân (Niederlande),
  • Regent’s University London (Vereinigtes Königreich)
  • South Eastern European Law School Network, SEELS (Nordmazedonien)

Assoziierter Partner: The European Network for Clinical Legal Education (ENCLE)

Die Konsortialpartner von MELE beabsichtigen, die transversalen Kompetenzen und akademischen Fähigkeiten der Studierenden zu verbessern, indem sie die Lehrfähigkeiten des akademischen Personals aller Konsortialpartner verbessern. Darüber hinaus soll das Projekt auch das Bewusstsein für Querschnittsthemen wie Genderfragen, Green Deal und Klimawandel, Digitalisierung und Multi-Level-Governance für das Rechtsstudium schärfen. 

Effektive Bildungs- und Berufsausbildungssysteme sind die Eckpfeiler für gerechte, offene und demokratische Gesellschaften und für nachhaltiges Wachstum und Beschäftigung. In diesem Zusammenhang wird zunehmend in Frage gestellt, ob die Ausbildungs- und Lehrmethoden, insbesondere im Bereich der Rechtswissenschaften, noch zeitgemäß sind, um den Bedürfnissen des Berufsstandes gerecht zu werden. Gegenwärtig werden die Studenten in sehr traditionellen Methoden ausgebildet, die sich ausschließlich auf juristisches Wissen und nicht darüber hinaus konzentrieren. Und dies, obwohl es Anzeichen dafür gibt, dass eine zunehmende Zahl von Absolventen höchstwahrscheinlich nicht in traditionellen juristischen Berufen arbeiten wird. Daher sind zusätzliche Kompetenzen und Fähigkeiten erforderlich, um eine hohe Beschäftigungsfähigkeit der Jurastudenten zu gewährleisten. Dieser Bedarf wurde durch die Globalisierung des Rechtsanwaltsberufs und den gestiegenen Bedarf an Verständnis für Querschnittsthemen, z.B. Multi-Level-Governance, Green Deal und Klimawandel, sowie durch die globale Digitalisierung der Gesellschaften und die Automatisierung von Rechtsverfahren ausgelöst. Darüber hinaus wird das Arbeitsumfeld national ausgebildeter "traditioneller" Juristen in Zukunft erheblichen Veränderungen unterliegen, die von einer steigenden Zahl von Ansprüchen und computergestützten Verfahren bis hin zu komplexen internationalen Fällen, die mehrere Gerichtsbarkeiten umfassen, reichen. Diese Veränderungen auf dem traditionellen juristischen Arbeitsmarkt erfordern eine Überprüfung der juristischen Ausbildungsansätze und Lehrmethoden, um sicherzustellen, dass die Absolventen auf solche neuen Herausforderungen vorbereitet sind. Die Durchführung der juristischen Ausbildung erfordert eine ganzheitliche Auseinandersetzung mit den Anforderungen und Bedürfnissen des heutigen globalen, insbesondere europäischen, Arbeitsmarkts.

Um diese Ziele zu erreichen, verfolgt MELE vier Ergebnisse:

  • eine Erhebung über die Vermittlung von transversalen Kompetenzen in den Rechtswissenschaften (O1), um den aktuellen Stand einschließlich der transversalen Kompetenzen im bestehenden Lehr- und Lernbetrieb zu analysieren und als Grundlage für die Entwicklung des intellektuellen Outputs "Methodenbaukasten" (O3) zu dienen;
  • ein Online-Kurs für akademische Fähigkeiten im europäischen und internationalen Kontext (O2), der dazu dienen soll, Studierenden und Doktoranden die notwendigen Fähigkeiten für wissenschaftliche Forschung und Arbeit mit europäischem und internationalem Hintergrund zu vermitteln;
  • eine Method-Toolbox für neue und innovative Lehrmethoden und transversale Kompetenzen (O3), die Handreichungen und Beispiele für neue und innovative Lehrmethoden, wie z.B. juristische Kliniken und Moot-Szenarien, zusammenstellt, die die Lehrfähigkeiten des akademischen Personals verbessern. Diese Toolbox wird dem Lehrpersonal die notwendigen Lehrfähigkeiten für transversale Kompetenzen vermitteln, wodurch die Fähigkeiten der Studierenden verbessert und ihre Beschäftigungsfähigkeit gestärkt wird.
  • eine Publikation "Law and beyond", die die Verbindungen von Querschnittsthemen für die juristische Lehre und Forschung (O4) erläutert und neue Forschungsfelder für Rechtswissenschaftler eröffnet.

MELE wird durch die Durchführung von vier LTT (Learning, Teaching, Training)-Aktivitäten unterstützt.

  • Der Workshop für den Online-Kurs (LTT1) wird Lehrkräfte in den notwendigen Grundlagen für die Gestaltung eines attraktiven, didaktisch fundierten und innovativen Online-Kurses ausbilden. Darüber hinaus bietet er Möglichkeiten, die Struktur dieses Kurses zu diskutieren.
  • Die Veranstaltung "Train the Trainers" (LTT2) wird einen Überblick über relevante transversale Kompetenzen und deren Anwendung in der juristischen Lehre geben. Zudem wird sie die Lehrpersonen mit verschiedenen innovativen Lehrmethoden vertraut machen, die in den Methodenbaukasten integriert werden können.
  • Die erlernten Methoden werden in der Summer School (LTT3) getestet, so dass die teilnehmenden Studierenden in transversalen Kompetenzen geschult werden.
  • Schließlich werden im Workshop/Konferenz „Cross-cutting topics in legal studies” (LTT4) Querschnittsthemen im juristischen Kontext, einschließlich einer Publikation, diskutiert.

All diese Aktivitäten werden durch Öffentlichkeitsarbeit aller Konsortialpartner und vier Multiplikatorenveranstaltungen begleitet, die die Ergebnisse anderen akademischen Institutionen, Interessenvertretern im Bildungssektor und anderen interessierten Parteien präsentieren werden.

MELE richtet sich an Lehrkräfte, insbesondere an junge Akademiker, Studenten und Doktoranden aller Konsortialpartner. Das Projektkonsortium besteht aus neun verschiedenen Partnern aus ganz Europa mit Fachkenntnissen in den entsprechenden Bereichen. Die transeuropäische Zusammensetzung garantiert einen breiten Horizont, vielfältige Ansätze in der Lehre und unterschiedliche rechtliche Hintergründe sowie vielfältige Fachkenntnisse.

MELE schafft für alle Konsortialpartner und darüber hinaus ein Forum und Netzwerk für den Austausch und die Verbesserung von Ideen, Erfahrungen und bewährten Praktiken für innovative Lehre und Forschung, insbesondere im Hinblick auf transversale Kompetenzen und Querschnittsthemen. Detaillierte Informationen folgen in Kürze.